Traillegalisierung in Berlin
Legalisierung der Mountainbike-Trails in Berlin
Wie bestimmt viele von euch mitbekommen haben, sind im September 2020 am Teufelsberg und im Mai 2021 am Havelberg Schilder vom Forstamt aufgestellt worden, die mehr oder weniger unmissverständlich darauf hinweisen, dass hier das Mountainbiken verboten ist.
Wir von Bike Sport Berlin e.V. sind daraufhin sofort in Kontakt mit dem zuständigen Revierförstern und der Leitung des Forstamts Grunewald getreten, um eine Lösung im Sinne der Mountainbiker und Mountainbikerinnen zu finden.
Auf dieser Seite halten wir euch über den Stand der Gespräche auf dem Laufenden. Weiter unten findet ihr Protokolle von wichtigen Gesprächen.
Was ist bisher passiert?
September 2020
Von Seiten des Forstes wurde deutlich gemacht, dass die Strecken nicht mehr weiterhin geduldet werden können wie bisher. Frau Dr. Kammer, zuständige Försterin für den gesamten Gurunewald, wies darauf hin, dass der Wald laut Berliner Waldgesetz grundsätzlich allen Menschen zur Erholungssuche offen steht. Insbesondere sei das Radfahren auf ausgezeichneten Wegen erlaubt.
Die MTB Strecken am Teufelsberg seien allerdings allesamt keine offiziellen Wege und daher müssten diese durch die entsprechenden Behörden (insbesondere Oberste und Untere Naturschutzbehörde) genehmigt werden.
Frau Dr. Kammer ist einer Legalisierung der Strecken positiv aufgeschlossen und erwartet von der Mountainbike-Community, dass zeitnah ein entsprechender Antrag auf Genehmigung der Strecken eingereicht wird.
Oktober 2021 bis Mai 2021
Unter den MTBlern hat es im Verlaufe der Zeit parallel viele Gespräche und Diskussionen gegeben, aus denen sich unterschiedliche Positionierung und Ziele entwickelt haben. Dies führte zunächst zur Bildung einer Interessengemeinschaft (IG) und im weiteren Verlauf zur Gründung eines weiteren Vereins, den Teufelsberg MTB e.V.
Kurz-Zusammenfassung von unserem Treffen am 30.06.21 mit dem Forstamt.
Das Treffen verlief anders als erwartet, aber dennoch positiv. Die beiden Revierförster nahmen an dem Termin nicht teil, wurden aber hervorragend durch die Oberförsterin Frau Dr. Kammer vertreten.
Insgesamt kann man sagen, dass das Forstamt eine Legalisierung unserer Trails unterstützen möchte. Es wurde aber auch deutlich, dass es noch Klärungsbedarf bzgl. der zu beantragenden Strecken gibt. Dafür wird es eine erneute Streckenbegehung Ende Juli geben. Bis dahin hat sowohl der Forst als auch wir noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen.
Streckenbegehung am 26.07.2021
Gestern gab es das Treffen mit dem Forst zur Begehung der Strecken. Neben Vertretern des TB MTB und dem BSB waren von Forstseite Frau Kammer (Forstamtsleiterin), Herr Micknaus als Revierförster, Christoph Rinne für die Senatsverwaltung für Inneres und Sport vertreten.
Von Forst Seite her hieß es, dass wir gewaltige Abstriche bei den Wegen/Strecken machen müssen.
Das Hauptproblem stellt für den Forst die Verkehrssicherungspflicht (VSP) dar. Da einige Bäume bereits abgestorben sind, stellen diese durchaus eine Gefahr dar. Hier muss es laut Forst bei einer Genehmigung eine Analyse gemäß VTA Methode (Visual Tree Assessment) geben, bevor der Verkehr auf den Wegen eröffnet werden darf. Es ist damit zu rechnen, dass dann einige Bäume gefällt werden müssen.
Es wurden mehrere Alternativen angesprochen, wie die VSP durch die Vereine unterstützt werden könnten, aber die Alternativen müssen noch bewertet und geprüft werden.
Auch die Frage ob es möglich sei die Wege wie Wanderwege zu behandeln blieb offen und wird nochmal mit Unterstützung der DIMB Fachberatung geprüft.
Nach Teil-Besichtigung der vorhandenen Wege ist der Wunsch des Forstamtes, die 5 sowie obere Teile der 6 vor dem FFH Gebiet auf die 4 umzuleiten (dort Anlage eine neuen Stückes rüber zum unteren Teil der 4), die 4 beizubehalten sowie die 1. Die 3 sei von der Baumlänge her (25m) genau zwischen 4 und 1, was dann zur Folge haben könnte, das zu viele Bäume gefällt werden müssen, so dass es zu einem Kahlschlag kommen könnte. Daher unterstützen der Forst die Beibehaltung der 3 nicht. Ebenso unterstützen sie nicht die 7 sowie alle Wege, die durch das FFH Gebiet führen (unter 5 und 6, 6a und 6b).
Auf diese Strecken soll sich der Antrag zunächst beschränken.
Im Anschluss wurden noch die Gebiete betrachtet, die von Herrn Micknaus vorgeschlagen. Ein Gebiet (ungefähr Osthang Teufelsberg, nahe am Drachenberg Parkplatz) könnte interessant sein, da dies wenig Bäume beinhaltet lautet Satellitenbild. Hier könnten sich beide Vereine durchaus vorstellen, dass ein Streckenbau möglich ist, was aber genauer geprüft werden muss. Problem hier: es ist dann ein zweites Gebiet, das keine richtige Anbindung zum ersten Gebiet hat, da auch hier die Wege dazwischen laut Forstamt nicht offiziell sind.
Laut Forstamt sollen auch alle Trails zugunsten der 2-3 Trails am Teufelsberg wegfallen.
Wir sind so verblieben, dass beide Vereine intern Rücksprache halten und sich bei Frau Kammer noch einmal binnen 3-4 Wochen melden.
Rückmeldung des BSB (Telefonat mit Frau Kammer)
Grund des Anrufs war die Streckenbegehung mit Forstamt und beiden Vereinen Ende Juli am Teufelsberg. Dort machte Revierförster Micknaus das Angebot, dass es weiterhin die 1 und zwei neue Strecken geben solle. Eine verlaufe mit Start an der 5+6 und ende unterhalb der 3, eine weitere könne Richtung Teufelsseechaussee entstehen mit Endpunkt am Drachenberg-Parkplatz.
Beide Vereine wurden gebeten, sich zu diesem Vorschlag zu äußern.
Für den BSB wurde relativ schnell klar, dass eine Reduzierung der bestehenden Strecken (14 inklusive der Trails am Havelberg) auf 2,5 Strecken nicht vertretbar sei.
Zudem, und das irritiert am meisten, bildet der Vorschlag von Micknaus nicht den Diskussionsprozess des letzten Jahres ab.
Am 20.10.2021 führte der BSB ein Telefonat mit Herrn Micknaus. Dort bestätigte dieser, dass sein Vorschlag weiterhin aktuell sei. Und er sprach davon, dass “man” sich auf diesen Vorschlag geeinigt hätte. Der BSB nahm dieses erst einmal zur Kenntnis.
Der BSB verständigte sich im Vorfeld darauf, dass das Telefonat mit Frau Kammer unter folgenden Gesichtspunkten geführt werden soll:
- Herausfinden, ob dieses Angebot das “letzte” ist.
- Herausfinden, ob das Forstamt selber davon überzeugt ist, dass die 2,5 Trails dazu führen werden, dass es keine weiteren inoffiziellen Trails gibt.
- Dem Forstamt erklären, dass man unter diesen Umständen diesen Vorschlag nicht mittragen kann, da dies nicht der MTB Community zu vermitteln sei.
- Dass man unter diesen Umständen dazu bereit sei, zugunsten des Vereins Teufelsberg MTB sich aus den Gesprächen zurück zu ziehen.
Frau Kammer machte bereits zu Anfang des Gespräches klar, dass sie vollstes Verständnis für unsere Reaktion habe. Auf die Nachfrage hin, ob man Herrn Micknaus nicht Arbeit abnehmen könne, in dem man z.B. das Gebiet pachte und selber Manpower und Haftung übernimmt, bot sie sofort an, diesen Vorschlag nächste Woche (2.11.2021) vom Justitiar und Liegenschaftsamt prüfen zu lassen.
Der Verein Teufelsberg MTB hat bereits einen eigenen Vorschlag eingebracht, der die 1, die 3/4 und den neuen, von Micknaus vorgeschlagenen Trails, beinhaltet.
Ergebnis des Gesprächs:
- Prüfung, ob eine Pacht möglich ist
- Es soll ein Stufenplan mit dem Ziel, ein Trailnetz im Grunewald zu etablieren, vereinbart werden
- Sie hat Bereitschaft signalisiert, einen Vorort-Termin für den Havelberg zu organisieren.
- Es soll nach Möglichkeit vermieden werden, dass Strecken durch FFH Gebiete führen
- Gutachten soll in Abstimmung mit ihr beauftragt werden.
- Wenn sich abzeichnet, dass es auch legale Trails am Havelberg geben wird, hat der BSB die grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, die Trailpflege am Teufelsberg an den Teufelsberg MTB e.V. abzugeben.
Email von Frau Dr. Kammer vom 11.11.2021
In dieser Email teilt uns Frau Dr. Kammer mit, dass nach Rücksprache mit Ihrem Vorgesetzten und mit dem Justitiar ihres Hauses beschlossen wurde, aufgrund der Komplexität der Interessenskonflikte (Naturschutz, Haftung) das Thema nun dem Staatssekretär übergeben wird. Sie will uns benachrichtigen, sobald es eine Reaktion von dieser Seit gibt.
Da Berlin gerade mitten in der Regierungsbildung steckt, es noch nicht feststeht, wer in Zukunft den Umweltsenat führen wird, und Staatssekretäre in der Regel zusammen mit dem/der Senator/in wechseln, wird höchstwahrscheinlich noch etwas Zeit vergehen, bis es zu einer Reaktion von Senatsseite kommt.
Grundsätzlich glauben wird, dass das Thema auf dieser Ebene richtig angesiedelt ist, da dort politische Entscheidungen, und keine aufgrund von irgendwelchen Verordnungen ohne Berücksichtigung des politischen Willens getroffen werden. Jedoch bedeutet dies auch für uns, dass wir weiterhin eine noch deutlichere Lobbyarbeit für den MTB-Sport im Grunewald betreiben müssen. Wenn ihr daran mitwirken wollt, meldet euch beim Bike Sport Berlin!
Wo stehen wir heute?
Der BSB e.V. hat das Gespräch innerhalb der IG sowie mit dem Teufelsberg MTB e.V. gesucht und eine Zusammenarbeit angeboten.
Wichtig ist dem BSB eV, dass alle MTBler eine Möglichkeit zum fahren im Grunewald erhalten sollen – von XC bis DH, von Anfänger bis Profi. Dabei sollen insbesondere die Strecken am Teufelsberg erhalten bleiben und allen kostenlos zur Verfügung stehen.
Der BSB eV hat gemeinsam mit der DIMB (da dort die naturschutzfachlichen und juristischen Kompetenzen vorhanden sind) einen Antrag auf Legalisierung der derzeit vorhandenen Strecken 1-7 erarbeitet und wird diesen – ggf. gemeinsam mit dem Teufelsberg MTB e.V., dies liegt in deren Ermessen, ob sie dies so wollen – bei der Obersten Naturschutzbehörde einreichen. Bis dato liegt der Antrag dem Forstamt vor zur Vorab-Prüfung.
Sollte es keine Genehmigung der Strecken 5-7 geben (da diese teilweise durch ein geschütztes Flora-Fauna-Habitat führen), dann wartet der BSB e.V. die Begründung ab und wird diese ggf. anfechten (bei Aussicht auf Erfolg). Sollte es hier keine Aussicht auf Erfolg geben, dann gibt es die Idee, Alternativen für die Strecken 5, 6 und 7 auszuhandeln, da diese am meisten genutzt werden von uns. Hier hat das Forstamt Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Das Forstamt hat zudem signalisiert, dass es wichtig sei, nicht nur den Teufelsberg zu betrachten, sondern den gesamten Grunewald, insbesondere auch den Havelberg; hier könnte der BSB e.V. ein Gesamtkonzept erstellen, da dies auch im Sinne des BSB e.V. ist, im gesamten Grunewald attraktive, für alle kostenfrei nutzbare Strecken für Mountainbiker zu haben.
Wir freuen uns auf die nächsten Schritte und schauen optimistisch in die Zukunft. Wer mehr Details aus dem Gespräch mit dem Forstamt nachlesen möchte findet das Protokoll weiter unten.
Aktueller Stand 11.11.2021:
Das Forstamt hat uns am 11.11.2021 überraschend mitgeteilt, dass sie zusammen mit den zuständigen Justitiarin zu dem Entschluss gekommen sind, dass das Forstamt Grunewald aufgrund der erheblichen Interessenskonflikte besonders vor dem Hintergrund aller notwendig wichtigen Naturschutzbelange sowie der notwendigen juristischen Haftungsausschlussfragen aktuell keiner Vertragsbasis zustimmen kann.
Sie wollen, sobald es einen neuen Ansatz gibt, unaufgefordert auf uns zu kommen. Dies ist bis heute (Stand 27.11.2022) nicht passiert.
In der Zwischenzeit wurde mit demselben Argument der Weiterbetrieb der Downhill-Strecke in Berlin untersagt.